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1.Einleitung
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durchdieAnalysederheutzutagegrößtenteilsvergessenenGedichteHesseseinen
neuenBeitragzumliteraturwissenschaftlichenDiskurszuleisten.Diesscheintmir
insofernberechtigt,alsderAutorselbstineinemBriefanReinholdGeheebvom
4.April1909betonte,dassihmseineLyrikdas„Liebste“sei,undwenndasPubli-
kumauchseinenRomanenmehrnachlaufe,sobedeutefürihneinjedesGedichtviel
mehralsdreiRomane(vgl.HESSEzit.nach:SPYCHER1990:30).MitseinerAussage
suggeriertHesse,dassmitderdirektenSelbstaussprachedeslyrischenIchswiees
inderErlebnislyrikundderLyriktheoriedes19.JahrhundertsderFallwareine
EinheitvonDichtungundempirischerPersonentsteht.DamitscheintHessehinter
dieEntwicklungdermodernenLyrikseitBaudelairezurückzufallen,dievonHugo
vonFriedrichfolgendermaßenzusammengefasstwurde:
MitBaudelairebeginntdieEntpersönlichungdermodernenLyrik,mindestensindem
Sinne,dassdaslyrischeWortnichtmehrausderEinheitvonDichtungundempirischer
Personhervorgeht,wiedies,zumUnterschiedvonvielenJahrhundertenfrühererLyrik,
dieRomantikerangestrebthatten(VONFRIEDRICH1966:36).
HessebleibtdemKonzeptderSubjektivitätverpflichtet,unddiesprägtdenErleb-
nis-undStimmungsgehaltderGedichteentscheidend,mitdenenderAutorseinen
ErfahrungenobjektiveBedeutungverleihenwollte.
BeimeinererstenAuseinandersetzungmitseinenGedichtenfielmirderenthema-
tischeVielfaltauf.ManbegegnetinHessesPoesieheterogenenThemenbereichen,
seienesetwaLiebe,Natur,Todesgewissheit,dieGottesfrage,dieseelischeundzi-
vilisatorischeKrise.BeieingehenderLektüretritteinliterarischesThemabesonders
zuTage,dasinHessesLyrikalldieseThemensphärenzuverknüpfenscheint.Ich
sahmichnämlichimmerwiedermitdemThemaderVergänglichkeitkonfrontiert.
SiemachtdenthematischenMittelpunktseinerLyrikausundimpliziertnichtnur
andereMotivkomplexe,sonderndientdemAutorauchzurPräsentationseinerwelt-
anschaulichenPositionen.EineeingehendereLektürevonHessesGedichtenzeigt
eindrücklich,wiedieVergänglichkeitalszentralesPrinzipeinesLebens,dasinden
natürlichenKreislaufvonWerdenundVergeheneingebundenbleibtundaufden
Verfallhinangelegtist,immerwiederpoetischgestaltetwird.Hesseschreibtdamit
dieseitderAntikebestehendeliterarischeTraditionderAuseinandersetzungmitder
unausweichlichenBefristungeinesjedenLebensundderdamitverbundenenHinfäl-
ligkeitdermenschlichenExistenzfort.GemäßdieserTraditionbleibtHessespoeti-
scheReflexionnichtaufdieAuseinandersetzungmitZeitlichkeitundDynamikdes
Lebens,dasunabänderlichaufdenTodzuläuft,beschränkt.SeineGedichtebefragen
mitunterauchPhänomenewieFlüchtigkeit,DauerundErinnerung,siefragennach
demSinndesVergehensundsuchennachHaltepunkten,diedemunaufhaltsamen
Verfallentgegenzusetzensind.
BeiderAusgestaltungseinespoetischenKonzeptsderVergänglichkeitgreiftder
DichteraufliterarischeTraditionenzurück.Besonderssignifikantistfürihndieba-
rockeDichtungmitihrerAbwertungdesdiesseitigenLebensgegenüberdemJenseits.
DochgeradedasbarockeBewusstseinderVergänglichkeitallerweltlichenDinge,der
NichtigkeitallesIrdischen,derVergeblichkeitallenStrebensundderAllgegenwartdes