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1.Einleitung
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einer„GegenwartohneEnde“,indersichderWille„erinnerungslosineinemeindi-
mensionalenZeitstrahlausdehnt“(vgl.HISTORISCHESWÖRTERBUCHDERPHILOSOPHIE
2001:Bd.12,1236f.).DieVergänglichkeithingegenistdasimmanenteMerkmal
derZeitkategorie.DasganzeLebenwirdnämlichvomzeitlichenRahmengeprägt,
indenderMenschhineingesetztist.DadieWelteinProduktdesvernunftlosenund
blindenWillensist,gibtsiedemMenschenlediglicheineIllusiondesGlücksund
einendlosesGefühlfehlenderBefriedigung(vgl.SCHOPENHAUER1991:421f.).Das
machtdasLebenzumLeiden,zurFurchtvordemTod,aufdendasLebenselbst
unabänderlichzusteuert.DerPhilosophsahdieWeltalsunterdasGesetzderVer-
nichtungunddesTodesgestellt,derinallenLebensbereichennuraufgeschoben
wird.DaZeugungundTodzumLebengehören,wirddiesesstetsvomVergänglichen
mitbestimmt(vgl.SCHOPENHAUER1991:364).WährenddasIndividuumdemPrinzip
derFlüchtigkeitrespektiveHinfälligkeitunentrinnbarunterliegt,istdieimmens
wechselhafte,aberineinerfestenFormbewahrteundunterallenVeränderungen
ausharrendeMateriedarübererhaben(vgl.SCHOPENHAUER1991:364).DieWeltsei
hierbeinichtnur„zeitlichvergänglich“,sondernauch,seieswegenderTodesahnung,
„stetsleidend“,wobeijedochdasLeideneineimmensheiligendeKraftbesitze(vgl.
SCHOPENHAUER1991:455).WerdenWillenzumLebenverneintunddasprincipium
individuationisdurchschaut,kanndenWillenselbstalsGrundvonGeschaffen-Sein
undBeschaffenheitderWelterkennen(vgl.SCHOPENHAUER1991:487–494).Diese
ErkenntnisgehtüberdieZeitstrukturdesWillenshinausundvermitteltdieGleichgül-
tigkeitgegenüberderVergänglichkeitallerDingeunddemBewusstseindereigenen
Sterblichkeit.DieMöglichkeitderWillensverneinungwirddemMenscheninder
KunstundAskesegewährt(vgl.HISTORISCHESWÖRTERBUCHDERPHILOSOPHIE2001:
Bd.12,1237),wobeiderMenschnichtnurdasfrustrierendeundnichtigeDaseinzu
überwindensucht,sondernauchdieZeitinsEndlosenachVergangenheitundZukunft
ausdehnt.
EinRemediumgegenLeidenundVergänglichkeitistbeiSchopenhauerdieKunst,wel-
cheausdemLeiddessichselbstzerfleischendenWeltwillensherausführt(vgl.SCHO-
PENHAUER1991:339–353).IndemmandieKunstkontemplativaufnimmt,erlangtman
einenStatusderErkenntnis,derdenMenscheneinerseitsvomWillenunabhängig
machtundderihnandererseitsjenseitsderVorstellungsweltnocherkenntnisfähigsein
lässt.DieKünstesinddabeibeiSchopenhauerhierarchischgeordnet,unddiehöchste
StufeunterihnenhatdieMusikinne.2ManerkenntinihrsoSchopenhauer„nicht
dieNachbildung,WiederholungirgendeinerIdeederWeseninderWelt:dennochist
sieeinesogroßeundüberausherrlicheKunst,wirktsomächtigaufdasinnerstedes
Menschen,wirddortsoganzundsotiefvonihmverstanden,alseineganzallgemeine
Sprache,derenDeutlichkeitsogardiederanschaulichenWeltselbstübertrifft[…]“
(SCHOPENHAUER1991:339).DenktmansichindenfließendenAugenblickderMusik
hineinversetzt,sohatmandasGefühl,alsbringeerdienunmehrzunehmendeZeit
mitsich.DieGegenwartistsomitmomentannichtmehreingeschränkt,sieerfülltalle
ZeitundwirdzurewigenGegenwart,welchevonchristlichenMystikernalsnunc
2Vgl.dazuBAHR1970:179–236,HAMLYN1980:115–122.