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MarienmotiveinderdeutschsprachigenLiteraturnach1918
quantitativ-positivistischeFindekunst“durch„einqualifizierend-differenzierendes
Interpretationsmodell“15zuersetzen.DieAutorinlässtesbeiderbloßenKonstatie-
rungderAnwesenheitderMarienmotivenichtbewenden.
DieAuffassungberuhthieraufeinerprimärensemantischenAbgrenzungvonzwei
Sachverhalten,diejetztnursehrvereinfachendbenanntseien:Mariawirdeinerseits
alseinSignifié,andererseitsalseinSignifiantbetrachtet.ZumerstenPolgehören
die„typischen“Marientexte.MariastehthierimZentrumdesTextes,sieistsein
„Ziel“,siesollnäherbestimmtwerden.UmdiesesZielzuerreichendürfenauch
neuesprachlicheBilder,neuerWortschatzoderBedeutungsverschiebungenange-
wandtwerden;MariableibthieraberdasBezeichnete.DieliterarischenVerfahren
werdenherangezogen,umdasVerständnisderGestaltMarienszuergründenund
siezudeuten.DenGegenpolbildendieTexte,dieeinganzanderesZentrumhaben,
MariawirdaberalseinbezeichnendesElementherangezogen,eswerdenElemente,
BruchstückedeszersetztenmarianischenStoffeserwähnt.Siefungierenaberinganz
neuenKontextenundeswerdenihnenFunktionenauferlegt,diemitdemursprüng-
lichenKontextderFigurMariaswenigzutunhaben.DieMonographiebestehtalso
auszweiTeilen:„A.AufderSuchenachdemSignifikat(RainerMariaRilke)“16und
„B.SpielmitdenSignifikanten(GünterGrass)“.17BeispielefürdieersteVorgehens-
weisebildendieTextevonRilke,seineErzählungAlleinEiner(1897),Gedichteaus
denZyklenGebetederMädchenzurMaria(1898)undDasMarien-Leben(1912),
alsBeispielefürdasSignifiantgeltenvorallemdieepischenTextevonGünterGrass
(DieBlechtrommel,1959unddieNovelleKatzundMaus,1961).Eswirdvorallem
danachgefragt,welcheFunktioneinMarienmotivimTexthatundwiederjeweilige
Autordaranarbeitet.
AusdenUntersuchungenvonDavidsongehthervor,dassRilkedietraditionellen
BilderundBegrifflichkeitinFragestelle,eruntersuchedieTopoiundschaffesein
eigenesBildvonMaria.ErsuchealsonacheinemneuenSignifié.Erentwickledie
BilderausdemMarienlebenweiterunddekonstruierediechristlicheTradition.Ma-
riaseibeiihmeineSchönheit,dienurvondenKünstlernverstandenwerdenkönne.
FürGrassseiendietraditionellenBildernützlichalsArgumente,diealsAmplifi-
kationdeseigentlichenProblemsdienen.ErbedienesichdertraditionellenTopoi
undstellesiemitanderenInhaltenzusammen.NichtumMariageheeshier,aufsie
werdekeinneuesLichtgeworfen,zumTeilwerdesiebeiGrassrhetorischgenutzt.
GrassübernehmeeherfertigeBilderundstrebenichtdanacheinneuesMarienbild
zuschaffen.MariawürdebeiihmehereinerMärchenfigurgleichen,dievonGe-
heimnisundWunderumwobenwird.
DievonDavidsoneingeführteGliederungscheintplausibelzuseinundsichauf
andereliterarischeTexteapplizierenzulassen.
EineweiterewichtigePublikationistindiesemBereichdieMonographievonMag-
daMottéEsthersTränen,JudithsTapferkeit.BiblischeFraueninderLiteraturdes
15Vgl.ebd.,S.23–24.
16Ebd.,S.51.
17Ebd.,S.229.