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Einleitung
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DieseUnterteilungerfolgtsowohlausderChronologiealsauchausdengemeinsa-
menZügenderspezifischenVerarbeitungderFigurMariensindeneinzelnenTexten.
BeiHeinrichSchmidingerindemvonihmherausgegebenenDoppelbandDieBibel
inderdeutschsprachigenLiteraturdes20.Jahrhundertsfindetsichebenfallsein
KapitelzuMariavonKarl-JosefKuschel.10DieEntwicklungstendenzderliterari-
schenUmgestaltungderMarienmotivewirdwiefolgtsubsumiert:
LiteraturmachtLeserfähig,diejeeigenen,festgefrorenenBilderzuüberprüfenundsich
neumiteinerFigurauseinanderzusetzen,vondervieleglauben,sieseieineGestaltvon
gestern,domestiziertvonDogma,LiturgieundVolksfrömmigkeit.DieLiteraturzeigt
imGegenteil:AuseinandersetzungmitderSacheMariasheißtdiepolitischeMachtfrage
stellen:VonwelchenKräftenundMächtenwirdunsereWeltbeherrscht?VonderMacht
desSchwertes,vomWahn„männlicher“SelbsterlösungundSelbstreproduktion?Vonre-
ligiösemFanatismus,HaßaufAndersdenkendeundIntoleranz?WelchesBildvonKirche
entsprichtderSacheMarias?DieEcclesiatriumphans,dietriumphierendeKirche,oder
dieEcclesiasubcruce,dieKircheunterdemKreuz?DiemännlicheMacht-undHerr-
schaftskircheoderdiegeschwisterlicheKirche,inderetwasvomGeistmarianischerDia-
lektikzuspürenist:derDialektikvonMachtundOhnmacht,ScheiternundSieg,Stärke
undSchwäche?[...]VielenAutoren[gehtes]nichtumeineZerstörungdesGlaubensan
Maria,nichtumeinewildeBilderstürmerei,sondernumeineAufarbeitungtraditioneller
Marienbilder,umzudervonderSchriftbezeugtenauthentischenSacheMariasimmer
wiederneuvorzustoßen.11
ZudenliteraturwissenschaftlichenAuseinandersetzungenmitderMarienfrömmig-
keitgehörtauchdieDissertationvonAnikaDavidsonAdvocataAesthetica.Studien
zumMarienmotivindermodernenLiteraturamBeispielvonRainerMariaRilke
undGünterGrass.12SchonausdemTitelistersichtlich,dassdieUntersuchungen
hiersehrspezifiziertwurdenundkeineÜberblicksdarstellungleistenwollen:„Um
Textverfahrensollesgehen,umMöglichkeitendesmodernenUmgangsmiteinem
gleichsamalsPrätextverstandenen,bestimmtenbiblischenBild(‚Maria‘),nichtaber
umAuf-oderNachweismöglichstvielerVerarbeitungendesselben“.13Obwohldas
HauptaugenmerkhiernurzweiAutorengilt,scheinensichdiepräzisundordentlich
beschriebenenMethodenderArbeitandenMarienmotivenauchaufanderelitera-
rischeTexteübertragenzulassen:„ÜberdaskollektiveUrbild‚Maria‘wirdman
vielleichtnichtallzuvielneueserfahren,überdieraffiniertenTextstrategienund
eigensinnigenMarien-GestaltungenderAutorensubjekteRilkeundGrass,überihre
ArbeitmitVorbildernunddarüber,wieLiteraturimGrunde‚funktionieren‘kann,
hingegeneineganzeMenge[...]“.14AlsZielderMonographiewirdangegeben,„eine
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Karl-JosefK
USCHEL
:Maria,in:HeinrichS
CHMIDINGER
(Hg.):DieBibelinderdeutschsprachigenLiteratur
des20.Jahrhunderts,Mainz1999,Bd.2,S.413–434.
11Ebd.,S.433.
12AnikaDAVIDSON:AdvocataAesthetica.StudienzumMarienmotivindermodernenLiteraturamBei-
spielvonRainerMariaRilkeundGünterGrass,Würzburg2001(=Literatura.WissenschaftlicheBeiträgezur
ModerneundihrerGeschichte,hg.vonWalterGEBHARD,HeinzGODEL,Bd.12).
13Ebd.,S.19.
14Ebd.,S.25.