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1Einleitung
DievorliegendeArbeitstelltsichzunächstdieAufgabe,dievor1830entstandene,
früheProsaHeineszummedizinischenDiskursseinerZeitinBezugzusetzen.11Dabei
erfolgtdieEntscheidungfürdieHeranziehungdesmedizinischenDiskursesnicht
willkürlich:SiewirddurcheinschlägigebiographischeAffinitätenangeregt.Heine
lebteineinerEpoche,inderdasBewusstseinvonKrankheitundeinereflektierteAusein-
andersetzungmitdereigenenKörperlichkeiteinselbstverständlicherTeildesLebens
war.12ImUnterschiedzuJohannWolfgangvonGoethe(1749-1832)13,Novalis(1772-
-1801),HeinrichvonKleist(1777-1811)oderAchimvonArnim(1781-1831)konnte
HeinenichtaufnaturwissenschaftlicheBildungserfahrungenzurückschauen,welche
dieRezeptionmedizinischerDebattenderEpochebegünstigthätten.Seinprekärer
GesundheitszustandveranlassteihnaberzurintensivenAuseinandersetzungmitder
eigenenLeiblichkeit,ihremVersagenundmedizinischenDeutungsmustern.Essind
erfahrungsgemäßsolcheunsalsPatientendurchDiagnose,PrognoseundTherapie
vermitteltenmedizinischenKonzepte,dieunsereSelbst-undFremdbeobachtungund
diedazugehörigenWahrnehmungsmodiundBeschreibugsformelndesKörpersmaßge-
blichprägen.14
BetrachtenwirdasliterarischeWerkHeinrichHeinesimLichteseinerKorres-
pondenz,soerscheintesfastdurchwegderkörperlichenSchwächeeinesleidenden
11
ZurgenauerenBegründungderTextauswahlvgl.S.24ff.derArbeit.
12
DersichetwaseitderzweitenHälftedes18.Jh.skonstituierendeGesundheitsdiskursforderte
einegesteigerteAufmerksamkeitdesSubjektsfürseinenKörper,diesichinwachsamer
BeobachtungkörperlichenUnwohlseinsundleiblicherStörgefühleniederschlug.Hierzu
vgl.HennerMontanus:DerkrankeHeine,Stuttgart:Metzler,1995,330.
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WährendAngabenüberdasStudiumderNaturwissenschafteninkaumeinerBiographie
vonNovalis,KleistodervonArnimfehlen,konzentrierensichdiemeistenkurzgefassten
Goethe-BiographienaufdessenJurastudium.ImZusammenhangdervorliegendenArbeit
erscheintesaufschlussreich,daranzuerinnern,dassGoethewährendseinesStudien-Aufent-
haltsinStraßburg1770/1771nichtnurjuristische,sonderndarüberhinausauchmedizinische
Vorlesungenhörte.1775/1776nahmeranatomischeStudienauf,dieerinJenaindenacht-
zigerundneunzigerJahrendes18.Jh.sbeiProfessorJustusChristianLoder(1753-1832)
fortsetzte.InderItalienischenReisebetonterstolz,wiesehrdieamSeziertischerworbenen
anatomischenErkenntnisseseinStudiumdesSchönenandenantikenPlastikengefördert
hatten:„(...)esläuftdaraufhinaus,daßmichnunmeinhartnäckigStudiumderNatur,meine
Sorgfalt,mitderichinderkomparierendenAnatomiezuWerkegegangenbin,nunmehrin
denStandsetzen,inderNaturunddenAntikenmanchesimganzenzusehen,wasden
Künstlernimeinzelnenaufzusuchenschwerwird,unddassie,wennsieesendlicherlangen,
nurfürsichbesitzenundandernnichtmitteilenkönnen.“JohannWolfgangGoethe:Italie-
nischeReise.In:GoethesWerke.HamburgerAusgabein14Bänden.Textkritischdurchge-
sehenundmitAnmerkungenversehenvonErichTrunz,Hamburg:ChristianWegener,1948
ff.,Bd.11,7-556,hier:386f.SeinanatomischesWissenverwendeteGoetheimNovember
1781/1782alsLehrerderAnatomiefürKünstleranderZeichenschuleinWeimar.Dieanato-
mischenStudiendesAutorsgipfelninderEntdeckungdesbeidemMenschenbisherver-
misstenZwischenkierferknochens.
14
Vgl.hierzudierepräsentativenBetrachtungenzumThema„Körperwissen“vonDonna
Harraway:DieBiopolitikpostmodernerKörper.KonstitutiondesSelbstimDiskursdes
Immunsystems.In:CorneliusBorck(Hg.):AnatomienmedizinischenWissens.Medizin.
Macht.Moleküle,FrankfurtamMain:Fischer,1996,307-359,hierbes.318f.